Amanda Palmer & Edward Ka-Spel: I Can Spin A Rainbow – Album Review (german/deutsch)

[von Christin Feldmann]

(Beitragsbild: Gérard Otremba)

Die märchenhafte Welt der Amanda Palmer

„Amanda Fucking Palmer“ ist zurück und man könnte den Eindruck gewinnen, die Kreativität der Solokünstler, Feministin, Bloggerin und Lyrikerin kennt einfach keine Grenzen. Im Jahr 2016 brachte die schillernde US-Musikerin immerhin gleich drei Platten auf den Markt, die in vielfältigen Kontexten entstanden. Nach dem Coveralbum „Strung Out In Heaven: A Bowie String Quartet Tribute“ folgten die EP „Sketches For the Musical JIB“, eine Kollaboration mit dem in Seattle beheimateten Musiker Jason Webley, und zuletzt eine Neuauflage ihrer LP „Theatre Is Evil“ aus dem Jahr 2012 als Pianoversion. Wer Amanda Palmer aus Interviews kennt, weiß, dass die quirlige New Yorkerin nicht stillsitzen kann. Vielmehr ist die Bewegung ein Teil ihrer Persönlichkeit, zu der auch das kontinuierliche Bloggen und der stetige Kontakt mit ihren Fans gehört.

Sounds & Books_Amanda Palmer_CoverDie Sängerin gibt viel Persönliches von sich preis und pflegt so eine einzigartig, emphatische Fannähe. So wundert es nicht, dass sie diverse Projekte als erste Musikerin sehr erfolgreich durch Crowdfunding-Plattformen finanzierte und ihr Grundeinkommen zuletzt über patreon.com sicherte. Bissige Schlagzeilen wie „Wenn Palmer ruft, zahlen die Fans“ sind dann gratis inbegriffen. Nun erscheint mit der neuen Platte „I Can Spin A Rainbow“ wiederum ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem englischen Musiker Edward Ka-Spel, vielen besser bekannt durch die Kultband The Legendary Pink Dots. Zwei Musikerkollegen, die sich in ihrem Stil ganz offensichtlich gesucht und gefunden haben. Denn „I Can Spin A Rainbow“ ist von orchestral-psychedelischem Sound geprägt und mutet dem Hörer zum Teil hoch komplexe Stücke zu, die soundtechnisch fast bis zum Kollaps ausgereizt werden.

Die Kompositionen schwanken zwischen Kunst, Musik und LSD-Trip, vereinen aber Amanda Palmers extrovertierte Gangart mit Edward Ka-Spels fast monoton anmutender Stimme. Die Songs scheinen seltsam ver-rückt aus der Welt, fast märchenhaft und würde das Album als Soundtrack eines Disney-Films vermarktet, wäre das sicher nicht ganz abwegig. Dass die Machart des Albums wiederum zu Amanda Palmers Curriculum passt, zeigt sich darin, dass sie selbst immer wieder betont, sie habe bereits mit zehn Jahren ihr erstes Musical geschrieben. Jedes Stück von „I Can Spin A Rainbow“ ist als Dialog zweier ungewöhnlicher Unikate im Musikbusiness arrangiert, die ihre ganz persönliche Ausdrucksweise mit in die Songs einfließen lassen.

Das Album ist dabei anmutig ruhig und gleichzeitig tieftraurig, obwohl Textpassagen oft einfach nur unzusammenhängend aneinander gereiht sind. Der Grund also, warum die Songs eine solche Schwermut implizieren, ist offenkundig nicht durch die Lyrics zu erklären. Diesem Konzept aber verschuldet, ist die LP dann eben auch nicht als massentauglich zu titulieren. Dennoch fällt es schwer, den Neuling mit „gut“ oder „schlecht“ stigmatisieren zu wollen. „I Can Spin A Rainbow“ ist speziell und somit ein Album ganz wie die Protagonisten Amanda Palmer und Edward Ka-Spel selbst: irgendwas zwischen Kunst, Musik, Realität und Traum und am Ende dann eigentlich doch ein sehr einnehmendes Werk.

 

source: http://www.soundsandbooks.com/2017/05/05/amanda-palmer-edward-ka-spel-i-can-spin-a-rainbow-album-review/